Mit dem iPad kommen die Leser zum Unternehmen

Diese Aussage von Urs Arnold (Arnold. Inhalt und Form AG) beschreibt treffend, welche Veränderungen sich mit der Einführung des Tablet-Computing für Unternehmen ergeben. Das «bulletin» der Credit Suisse und das Typotron Heft Nr. 28 fürs iPad stehen stellvertretend für Firmen, die mit ihren Imagepublikationen frühzeitig Mut bewiesen haben und neue digitale Wege beschritten haben.

Neue Herausforderungen

Im Gegensatz zu Print-Produkten, in denen wir mit den Augen lesen, kann Information auf einem Tablet Computer mit den Augen lesend, den Ohren hörend oder den Fingern bewegend/tastend sequentiell oder parallel konsumiert werden. Zentrale Bedeutung kommt dabei der Nutzerführung, der visuellen Präsentation und dem optimalen Medienmix zu. Daraus lässt sich unschwer ableiten, dass das Kreieren einer App eine mehrdimensionale Komplexität hat. Diese stellt enorme Anforderungen an das Know-how, an Prozessund Inhaltsorganisation und damit an die technischen Werkzeuge.

Adobe DPS 

Adobe stellt die Grundwerkzeuge für die App-Erstellung kostenlos zur Verfügung. Diese sind nahtlos in InDesign integriert. Adobe DPS ist fähig, alle heute relevanten Betriebssysteme zu bedienen. Mit einem kostenpflichtigen Dienst kann das Nutzerverhalten innerhalb der Apps transparent gemacht werden – Voraussetzung für die Möglichkeit, neuartige Werbung in Apps zu platzieren. Adobe DPS lässt es technisch auch zu, vorgelagerte Datengeber wie Abosysteme einzubinden.

vjoon, Hersteller eines der führenden Cross Media Publishing Systeme integrierte als erste Firma Adobe DPS nahtlos in vjoon K4TM und kann damit von sich behaupten, den Spagat zwischen Prozesssteuerung mit höchster Automatisierung und voller kreativer Freiheit ideal zu meistern. Und das aus einer zentralen Quelle für alle Medienkanäle (Print, Web, Tablet, etc.). Als technische Basis dient ein Konzept, das vom industriellen Supply Chain Management abgeleitet ist.

Resultat dieser Tatsachen ist, dass mittlerweile schon über 600 Publikationen weltweit auf Adobe DPS setzen, einige davon mit vjoon K4TM integriert – ein Standard eben.

«bulletin» von Credit suisse

Die Macher des «bulletin» haben mittlerweile über ein Jahr Produktionserfahrung mit der Adobe Digital Publishing Suite. Lukas Huggenberg, Senior Art Director und IT-Verantwortlicher bei Arnold Inhalt und Form (AIF): «Das Projekt entstand im Zuge einer glücklichen Konstellation. Wir waren fünf beteiligte Unternehmen (AIF, CS, Adobe, vjoon, Topix), die es geschafft haben, innert zwei Wochen dieses sehr anspruchsvolle und zeitintensive Projekt auf den Boden zu bringen. In den Rankings befanden wir uns in der Schweiz zeitweise unter den ersten 12, in den USA unter den ersten 50 top free Apps. Bisher verzeichneten wir über 30 000 Downloads der CS bulletin App, über 10 000 Downloads des letzten Updates und hunderte Updates/ Downloads kommen monatlich hinzu. Das hat uns sehr erstaunt und positiv gestimmt.»

Daniel Huber, Chefredakteur «bulletin» ergänzt: «Das bulletin gilt als das älteste Bankenmagazin der Welt. Mit der iPad-Ausgabe wollten wir wissen, wie sich dieser neue Medienkanal und die Nutzung der bulletin-App auswirkt. Mittlerweile haben wir in über 60 Ländern bulletin-Leser, die wir vorher nicht erreicht haben. Wir sehen darin eine grosse Chance: Wir bieten etwas Zusätzliches zum Print-Magazin, völlig frei und losgelöst von herkömmlichen Distributionskanälen. Das hat unheimlich Potential für die Zukunft.»

vjoon K4TM, seit mehreren Jahren bei AIF in der Produktion erfolgreich im Einsatz, wird momentan mit einer neuen Form der Automatisierung ergänzt. «Mit vjoon K4TM können wir parallel an der Printund der iPad-Ausgabe arbeiten. Effiziente Workflows und automatisierte Prozesse im Hintergrund sorgen dabei für einen reibungslosen Ablauf – absolut ideal für die regelmässige Produktion, vor allem unter Zeitdruck» hält Lukas Huggenberg fest.

typotron-Heft «Lokremise St.Gallen»

Ganz anders die Voraussetzung für Rolf Stehle, Chef der Typotron AG und Herausgeber typophiler Printprodukte: «Ich publiziere seit nunmehr 28 Jahren jährlich eine spezielle Publikation in einer Auflage von 3000 Exemplaren, die Aushängeschild unseres Könnens und Wirkens sein soll. Meinem Naturell entspricht es, Neues zu wagen und Altes zu tradieren. So konnte ich der Idee von Dieter Herzmann nicht widerstehen, das TypotronHeft Nr. 28 auch als iPad-App zu lancieren.» Mutig, denn die Adobe Digital Publishing Suite war dannzumal erst in einer frühen Vorversion greifbar. Zudem mussten die Produktionsteams der Typotron AG und der TGG Hafen Senn Stieger zuerst durch Topix mit Adobe DPS Know-how versorgt werden.

Die Mühen haben sich für alle Beteiligten gelohnt: Herausgekommen ist ein Druckprodukt in Form eines Kohle-Briketts, das seinesgleichen sucht und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Liana Ruckstuhls unvergleichliche Texte, kombiniert mit bester Buchgestaltung von TGG Hafen Senn Stieger und einmaligen Fotografien von Erich Widmer und Jürg Thalmann, das digitale bild GmbH, finden sich gestalterisch optimal adaptiert auch in der iPad App wieder. Konzeptionell so gegliedert, dass vertikal die einzelnen Kapitel gesetzt und horizontal die dazugehörigen Bildstrecken komponiert wurden.

Anlässlich der Vernissage im November 2010 vor über 700 geladenen Gästen konnte das analoge und digitale Endprodukt mutigen Unternehmertums präsentiert werden. Seither erreichte die App ca. 1000 Leser in aller Herren Länder, welche mit dem gedruckten Produkt niemals hätten erreicht werden können. So kommt es durchaus vor, dass bei Rolf Stehle in St.Gallen das Telefon klingelt und sich ein Gast aus einem fernen Land anmeldet, der das «Kohle-Brikett» über die Lokremise St.Gallen persönlich abholen möchte.

aus Marketing & Kommunikation 8/2011